Schreiben,  Selbständigkeit

10 Jahre selbständig – das habe ich gelernt

Am Anfang der Selbständigkeit wurde ich oft gefragt, warum ich mich dafür entschieden habe, nicht mehr angestellt zu sein. Ganz klar: Die Flexibilität beim Arbeiten, die freie Zeiteinteilung und die Eigenverantwortung haben mich gereizt. Nach einigen Jahren Festanstellung wollte ich etwas Neues, um mich ausprobieren zu können. Als sich die Gelegenheit in Form möglicher Aufträge bot, habe ich zugegriffen und es bisher nicht bereut. Heute möchte ich von drei Dingen erzählen, die ich in zehn Jahren Selbständigkeit gelernt habe.

1 Springen

Ja, du hast richtig gelesen. Ich habe „springen“ geschrieben. Und damit meine ich, auch mal etwas anzubieten oder einen Auftrag anzunehmen, wenn ich nicht 100 % sicher bin, dass ich das alles schon kann. Ich denke, es gehört dazu, auch mal während des Tuns zu lernen. Nicht nur für Selbständige, aber eben auch für die. Das heißt nicht, dass ich blauäugig behaupte, etwas zu können, was ich am Ende nicht liefern kann, aber die Erfahrung zeigt, das Ehrlichkeit gewinnt. Klar kommunizieren, was man bieten kann, aber auch dazusagen, wo die Erfahrung noch fehlt. Oft zählen ein gutes Miteinander und Fachwissen – bei mir in Sachen Ernährung und Lebensmittel – mehr als die konkrete Berufserfahrung. Mit Engagement und Zuverlässigkeit lassen sich die Aufträge dann prima umsetzen.

2 Zuverlässig sein

Mit dem Stichwort Zuverlässigkeit ist auch schon der nächste Punkt meiner kurzen Liste angerissen, denn von einem Dienstleister erwarte ich Zuverlässigkeit. Egal ob im Café, beim Friseur oder von einer Versicherung – ich erwarte, dass ich die zugesagte Leistung zuverlässig bekomme. Und da ist es ja nur logisch, dass ich diese Erwartung bei meinen Aufträgen erfülle. Da ich soloselbständig bin, liegt es an mir, die Verlässlichkeit zu bieten, die ich von anderen erwarte. Wenn ich eine Deadline zusage, möchte ich sie unbedingt halten. Gleichzeitig habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sich immer lohnt, mit dem Gegenüber zu sprechen, wenn die Zeit doch einmal knapp wird. Manchmal kommt etwas dringendes dazwischen oder das Zeitfenster war einfach unrealistisch geplant. Dann lohnt sich der Griff zum Telefon, um über eine eventuelle Änderung der Deadline zu sprechen. So konnte ich bisher alle Aufträge gut zu Ende bringen.

3 Netzwerken

Ja, okay, das ist jetzt echt ein alter Hut, aber es ist eben auch wahr. Denn grade wer alleine in seinem Büro sitzt und alle Fragen rund um das Texten, fachliche Inhalte, Abrechnung und Selbstorganisation selber klären muss, braucht gute Kontakte. Die wissen nicht nur richtig viel, sondern können auch motivieren und neue Ideen geben. Im Laufe der Zeit habe ich verschiedene Netzwerkformate ausprobiert und so gut wie immer interessante Kontakte mitgenommen. Manchmal wurde ich sogar zu weiteren Veranstaltungen eingeladen oder habe einen Auftrag bekommen.

Wenn ich fachlichen Rat brauche, finde ich den bestimmt bei den Kolleginnen von meinem Berufsverband VDOE. Hier gibt es regionale Verbindungen, fachliche geprägte Onlinenetzweke und persönliche Treffen. Ein toller Knotenpunkt für Ernährungswissenschaftler:innen aus allen Branchen. Mein Lieblingsnetzwerk für alles rund ums Texten ist und bleibt der Texttreff – das Netzwerk wortstarker Frauen. Ich finde, der Name sagt eigentlich schon alles. Das einzige, was ich gerne hinterher schiebe ist: Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in einem Frauennetzwerk so wohlfühlen kann. Hier tummeln sich nicht nur Texterinnen, sondern auch Übersetzerinnen, Autorinnen, Schreibtrainerinnen und Lektorinnen, um nur einige Berufsgruppen zu nennen. Vor allem aber treffen sich hier Frauen, die Wissen teilen und sich gegenseitig helfen möchten, so dass im virtuellen Großraumbüro, dem Onlineforum, keine Frage unbeantwortet bleibt.

Würde ich mich wieder selbständig machen?

Diese Frage kann zurecht als rhetorisch angesehen werde, denn ich denke, man liest es zwischen den Zeilen. Ich mag das, was mich in die Selbständigkeit gezogen hat immer noch. Ich arbeite sehr gerne eigenverantwortlich, teile meine Zeit entsprechend ein und genieße die Flexibilität, die mir das freiberufliche Arbeiten bietet.

2 Kommentare

  • Gabi

    Liebe Julia,

    ohne Netzwerken kann selbständig arbeiten ganz schön einsam sein. Deswegen finde ich deinen dritten Punkt super wichtig. In meiner langen Zeit gab es schon die ein oder andere Phase, in der ich ein Büro mit netten Kolleginnen und Kollegen vermisst habe. Das hat sich durch meine = deine Netzwerke 😉 geändert. Der tolle Austausch mit dir und die Projekte, die wir hin und wieder gemeinsam stemmen, gehören auch dazu. Das darf für mich gerne noch mindestens zehn Jahre so weitergehen.

    Ganz liebe Grüße von Gabi

    • Julia

      Liebe Gabi,
      danke für deinen Kommentar und ja, die gemeinsamen Projekte sind dann irgendwie das Tüpfelchen auf dem i. Es ist so gut zu wissen, dass man nicht alles alleine stemmen muss und bei großen Anfragen und zeitlichen Engpässen auch mal auf verlässliche Kolleginnen zurückgreifen kann!
      Liebe Grüße
      Julia

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